Ich bereue (fast) nichts (mehr)!

Wenn es noch etwas in meinem Leben zu bereuen gäbe, dann folgendes: Mich nicht von Anfang an, als den Menschen – mit all seinen Stärken und Schwächen – anzunehmen, zu respektieren und das Wichtigste, mich bedingungslos zu lieben. Es zuzulassen, etwas Anderes zu glauben, als dass ich ein wunderbarer, ein liebenswerter Mensch bin und es wert bin geliebt zu werden. Ohne Wenn und Aber.

Aber, wenn wir daran glauben, wie u.a. Elif Shafak in „Die vierzig Geheimnisse der Liebe“ schreibt:
“Es gibt kein Früh oder Spät im Leben. Alles geschieht zur rechten Zeit.” – können wir nichts an Entwicklung vorwegnehmen, nicht ausweichen, nichts beschleunigen, sondern – jeder für sich – auf seine Art und Weise, in seinem Rhythmus reifen.

Wir kommen alle herrlich unperfekt auf die Welt. Wenn es anders wäre, was hätten wir ansonsten hier auf Erden zu tun?

Wann hast du das letzte Mal etwas bereut? Diese Frage kam im Zuge eines Interviews auf mich zu.

Bist du mit dir im Reinen? Oder hast du etwas zu bereuen? Eine Frage, die viele Fragen mit sich bringt.
Grundsätzlich aber rasch zu beantworten wäre, wenn nicht schon wieder „das kleine Teufelchen“ Ego sich zu Wort melden würde. Wer bist du denn, um geradeheraus, vielleicht auch noch selbstbewusst zu verkünden: „Ich habe nichts mehr zu bereuen“.

Vielmehr tauchen plötzlich wieder Fragen wie: „Hätte ich dieses oder jenes Projekt nicht anders gehandhabt, wenn ich anstatt träge, disziplinierter und willensstärker an die jeweilige Aufgabe herangetreten wäre“, oder „Hätte ich die Zeit des jahrelangen Nicht-Kontakts zu Tante Gretl nicht besser für bereichernde Gespräche mit ihr nützen können“? auf. Ich bin mir sicher, dass dir dazu auch einiges einfällt …

Auch Sätze wie: „Hätte ich nur …“ lösen nicht unbedingt ein Schmunzeln aus, nicht wahr? Wobei sich jetzt doch meine Mundwinkel ein wenig nach oben bewegen, da ich wieder einmal drauf und dran bin, mich zu verlieren bzw. im Begriff bin, wieder einmal (zu) streng mit mir umzugehen. Und darüber bin ich doch schon lange hinweg und ich hoffe, du auch …  Die Zeit der Selbstgeißelung ist vorbei. Nachdenken, Dinge (mittlerweile gleichmütig) Revue passieren zulassen, hier und da ein sentimentaler Seufzer, ja, aber kein „Mich-selbst-nieder-machen“ mehr für Geschehnisse, die nicht mehr zu ändern sind.

Natürlich bereue ich manches, selbstverständlich würde ich mich heute in manchen Situationen anders verhalten. Wer nicht … Wie oft war ich ungerecht, zu hart, zu lasch, zu trödelig, zu nachtragend, zu …. Ach, die Liste könnte an Länge gewinnen, wenn ich es zuließe.

Wo ist der Mensch, der auf die Welt kommt, erwachsen wird und sagen kann: „Ich bin perfekt, ich habe keine Fehler gemacht und somit gibt es auch nichts zu bereuen für mich“?

Ich schätze, wir haben alle Fehler in unserem Leben gemacht, diese bereut und gegebenenfalls (sofern möglich) korrigiert. Manches ist möglicherweise schwer wieder gut zu machen, aber je nachdem, wen oder was es betrifft, ergreifen wir – solange es noch Chancen gibt – Gelegenheiten beim Schopf und stellen uns unseren Dämonen. Je früher desto besser. Manches wird im Alter besser, Themen, wo wir aus Scham, oder aus Stolz wegschauen, sicher nicht. Die Vergangenheit holt uns immer wieder ein.

Je mehr ich altersmäßig voranschreite (schön ausgedrückt, oder?), desto milder, verständnisvoller gehe ich mit mir – und somit auch mit meinen Mitmenschen – um. Ich denke, es wird für uns alle an der Zeit, Frieden mit uns, unser Familie, unseren Mitmenschen zu schließen.

Die Frage: „Wann hast du das letzte Mal etwas bereut?“, wurde folgendermaßen von mir beantwortet:
Was immer ich meinem Leben zu bereuen hatte, habe ich bereut. Ich bin im Reinen mit mir.

Cause love is the answer
It’s the answer to the questions in your mind
Love is the answer
If you’re looking it’s the answer you gonna find
Love is the answer
It’s the only thing that everybody needs
Love is the answer
It’s the only thing that makes us truly free
(Love Is the Answer, Songtext von Aloe Blacc)

Alles Liebe & Namaste,
Astrid