Wenn ein Gewitter losbricht, heftiger Regen in dein Gesicht peitscht und du ohne Schirm unterwegs bist – es ist, wie es ist, ob du dich darüber ärgerst oder nicht …
Manches wiederholt sich, anderes ist komplett neu – geschieht zum ersten Mal. Manches ist uns bereits so vertraut, dass wir uns gar nicht mehr wundern, dass es wiederum geschieht. Manches fühlt sich an, als würde eine Riesenwelle über uns schwappen und uns gurgelnd in die Tiefe ziehen.
Warum wiederholt sich dieses oder jenes?
Haben wir beim ersten, zweiten, dritten Mal immer (noch) nichts (dazu) gelernt?
Werden wir bestraft, wenn ja wofür?
Für das nicht dazulernen, die Blindheit an sich, dass negieren des Offensichtlichen?
Wir wissen oder zumindest ahnen wir oft mehr, als wir uns selbst eingestehen wollen.
Das komplett Neue, das, womit wir überhaupt nicht gerechnet haben, ist oft nicht so neu, sondern zeigt sich verkleidet, damit nicht sofort erkannt.
Diese Zeilen habe ich vor Corona verfasst …
…. und den Blogg nicht vollendet ..
Die Riesenwelle ist über uns geschwappt und zieht uns … ja wohin?
In die Tiefe? Eine neue Welt? In ein besseres Leben?
Manches kommt vielleicht in den Ordner: „Darum kümmere ich mich später, wenn alles wieder vorbei ist“.
Aber mit allen Themen wird das sicher nicht funktionieren. Themen, die bereits vor Corona präsent waren (aber abgelegt im hintersten Winkel deines Kopfes), werden durch Corona auch nicht verschwinden – im Gegenteil. Sie werden durch die „Mehrzeit“ in den eigenen vier Wänden vor Augen geführt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn deine Beziehung schon vorher belastet, angeknackst war, warum sollte sie jetzt freier und fröhlicher sein?
Wenn du berufliche Themen wie, z.B. zu viel Stress oder dich dein Aufgaben-Bereich im Unternehmen seit gefühlten Ewigkeiten langweilt und nervt, wirst du möglicherweise im Homeoffice (Kurzarbeit) ausreichend Zeit dafür haben, dies zu überdenken.
Gestern erzählte ein Yogalehrer, dass alle, mit denen er die letzte Zeit gesprochen hat meinten, sie möchten nicht mehr in ihr altes Leben zurück. Es müsse sich etwas ändern. Spannend.
Wie ist das bei dir?
Ruft dein altes oder ein neues Leben nach dir?
Was auch immer deine Antwort zu dieser Frage ist, Corona hat uns verändert, unser bisheriges Leben auf den Kopf gestellt. Und es wird uns auch weiterhin beschäftigen, berühren und uns möglicherweise schlaflose Nächte bescheren.
Und eventuell Seiten an dir zum Vorschein bringen, die nicht nur dich selbst, sondern auch deine Mitmenschen überraschen …
Einige Seiten werden dir gefallen, andere nicht.
Eine Vielzahl von Menschen trifft es härter als andere, verlieren ihre Arbeit, bangen um ihre Existenz, andere haben mehr zu tun als vor der Krise …
Meint es das Leben gut mit dir?
Wir haben unseren individuellen „Corona-Weg“ zu beschreiten. Ohne Wenn und Aber.
Diesen Weg zu gehen erfordert Mut, Vertrauen und Zuversicht.
Panik- und Angstmacherei bringt da nichts. Angst ist niemals ein guter Begleiter.
Der viel zitierte „gesunde Hausverstand“ ist gefragter denn je, auch wenn er teilweise missverstanden, missinterpretiert und abgelutscht wirkt.
Aber hat es nicht auch schon vor Corona Mut, Vertrauen & Zuversicht in sich und ins Leben gebraucht?
Fragst du dich: „Warum trifft es gerade mich so heftig?“
Wie willst du wissen, wie heftig es „die Anderen“ trifft? Nicht alles ist mit freiem Auge ersichtlich, wird offen thematisiert. Vielleicht hast du mehr finanzielle Einbußen als „dein Nachbar nebenan“, aber dieser hat möglicherweise soeben einen geliebten Menschen verloren – ohne dass du etwas davon mitbekommen hast …
„Das Wort Krise setzt sich im Chinesischen aus zwei Schriftzeichen zusammen: Das eine bedeutet Gefahr und das andere Gelegenheit“. John F. Kennedy
Dieses Zitat habe ich heute entdeckt. Welche Gelegenheit könntest du in der Krise „am Schopf packen“?
Was schiebst du bereits länger hinaus bzw. wo hast du weggeschaut?
Auch ich denke über dies Frage nach …
Jeden Abend habe ich das gleiche Gefühl: die Zeit vergeht so schnell, zu schnell. Ich wollte noch dieses oder jenes erledigen, aber leider zu spät. Dieses Gefühl hatte ich aber auch schon vor Corona …
Kommt dir das bekannt vor?
Wohin verfliegt die Zeit?
Ich habe grundsätzlich mehr Zeit als vorher, da ich derzeit keine Früh-/Vormittagseinheiten in Firmen und sonstigen Institutionen unterrichte, und ebenso keine Yoga-Klassen am Abend in meinem Yoga-Atelier im 9. Das heißt, weniger Wege von A nach B und somit mehr Zeit.
Wie nütze ich diese Mehrzeit?
Seit über fünf Wochen, biete ich mit Freude Online-Yoga an. Nie hätte ich vor Corona an Live-Yoga gedacht und wäre ich danach gefragt worden, hätte ich vermutlich bloß ungläubig den Kopf geschüttelt. Welch verrückte Idee!
Auch Live-Yoga Bedarf einer guten Vorbereitung. Ich überlege mir ein Thema (auch wenn dann unter Umständen etwas anderes gebraucht wird) und darauf baue ich meine Yogaklasse auf. Ein roter Faden, der sich von Anfang bis Ende durch die Klasse zieht.
Gestern wurde ich telefonisch von einer lieben Yogaschülern gefragt, wie es mir mit Online-Yoga so geht, wie ich mich damit fühle – eine interessante Frage.
Zu Beginn war ich unsicher, nervös, da ich es gewohnt war, meine Teilnehmer*innen im Unterricht zu sehen, gegebenenfalls zu korrigieren – das ist Online nur dann (teilweise) möglich, wenn ich alle Teilnehmer*innen (am besten von der Seite) sehen kann. Das ist aber eher die Ausnahme.
Das heißt, es ist noch mehr denn je die Eigenverantwortung gefragt! Achtsames praktizieren, mögliche körperliche Einschränkungen berücksichtigen, bei Bedarf längere Pausen einnehmen …
Ich kann Online nicht sehen, wer es übertreibt, vielleicht schon am Limit ist, das hat mich zu Beginn sehr beschäftigt. Ich appelliere in all meinen Live-Klassen mehr denn je – auf seine körperlichen Grenzen – zu achten.
Herausfordern ist gut, übertreiben ist schlecht. Lieber mal weniger machen, dafür aber bewusst!
Auch wenn es in meinem Yoga-Atelier wieder weitergeht (ich hoffe auf Anfang Juni), wird es weiterhin Online-Klassen als Zusatzangebot geben.
Ich habe in meinem vorangegangen Newsletter gefragt: „Was kannst du dieser Krise Positives abgewinnen“? Manche haben dadurch mehr Zeit für sich, können endlich – lang Verdrängtes überdenken und gegebenenfalls neue Wege einschlagen – andere entwickeln sich zu wahren „Putzteufeln“ und sagen Staub und Schmutz den Kampf an, entrümpeln – und plötzlich entpuppt sich die Wohnung größer als gedacht 😉
Was kann ICH dieser Krise Positives abgewinnen bzw. was entwickelt sich daraus?
- Zunächst – und darüber bin ich sehr froh, bin ich mit meiner Buchhaltung im „grünen Bereich“. Diese hätte ich vermutlich wieder in letzter Minute bearbeitet.
- Ich nehme mir mehr Zeit für mich und meine persönliche Yogapraxis. Ich meditiere regelmäßiger und achte auf genügend Entspannungs-Auszeiten im Alltag.
- Ich probiere neue Trainings-/Bewegungsformen aus. Dank der vielen „Online-Anbieter“ die es derzeit gibt, ist es möglich, unterschiedliche Trainer Live zu erleben. Und das finde ich gut. Ich kann in meinen eigenen 4-Wänden trainieren und mein Trainer (der vielleicht nie nach Wien kommt), praktiziert vielleicht in Bali zeitgleich mit mir.
- Ich nehme mir bewusst Zeit für neue Projekt-Ideen. Viel Recherche-Tätigkeit ist da ebenso gefragt, wie organisatorische und kreative Überlegungen.
- Auch Diva (meiner französischen Bulldogge) kommt diese Krise zu Gute. Wir gehen nach dem Aufstehen min. 1h Gassi. Herrlich! Früh morgens sind bis auf ein paar Jogger kaum Menschen unterwegs, die Luft ist herrlich erfrischend. Dieses Ritual kann gerne so bleiben!
- Ich koche wieder mehr und lege (noch mehr) Wert auf gesunde, abwechslungsreiche Ernährung als je zuvor.
- Ich lerne mich neu kennen. Ich spüre mehr denn je in mich hinein und hinterfrage, ob das was ich tue, wie ich es tue noch für mich stimmig ist. Das bezieht sich auf Berufliches ebenso wie auf Privates. Dazu gehört auch, mit welchen Menschen umgebe ich mich und wenn ja warum? Hat diese oder jene Freundschaft noch Substanz, oder ist es mehr eine Gewohnheit als Freude einander zu sehen …
So weit so gut.
Was ist (noch) nicht umgesetzt?
Ich habe es noch nicht geschafft, mein Arbeitszimmer in Ordnung zu bringen. So in Ordnung, dass ich gefahrlos die Tür offenlassen kann, ohne dass eine eintretende Person vorab einen Yoga-Balance-Kurs absolvieren muss. Bücher über Bücher, lose Papiere (wo kommen die alle her), Ordner ….
Uahhhhh, warum habe ich für so vieles Energie, aber für Ordnung machen bzw. halten weniger …
Wo ich bin, muss kein Chaos sein! Ein Emailschild mit der Aufschrift: Wo ich bin ist Chaos, aber ich kann nicht überall sein, hat mich jahrelang in meiner Schulzeit begleitet und war oberhalb meines Schreibtisches angenagelt.
Dieses Thema sollte doch bereits erledigt sein …
Ich will ein aufgeräumtes Arbeitszimmer und das bekomme ich „in den Griff“. Wenn es soweit ist, poste ich ein Foto davon. Wenn du die nächsten 2-3 Wochen nichts von mir dergleichen siehst, bitte frage mich danach. Vielleicht spornt es mich an.
Bin ich immer „gut drauf“ und ausgeglichen?
Nein, bin ich nicht. Auch ich habe Momente, wo ich traurig, verzweifelt bin, mir Sorgen und Gedanken um die Zukunft mache, die „Monkeys im Kopf“ nicht zu bändigen sind – dann heißt es: Anziehen, Diva schnappen und ab in die Natur.
Die Natur ist wie (auch Yoga) eine Kraft-Quelle für mich. Ich liebe es im Wald oder am Wasser (am liebsten mit Familie und Hund) herumzulaufen, herumzualbern, tief und bewusst zu atmen und daraus neue Kraft zu schöpfen.
Ich denke, all jene, die Yoga bereits regelmäßig praktizieren und genießen, können bestätigen – Yoga ist wie ein großes „Überraschungspaket“, ein Topf mit unterschiedlichen Süßigkeiten – es wird nie langweilig, es gibt immer Neues zu entdecken.
Jeder Schritt auf die Matte ist anders. Das fängt bereits damit an, dass ich mich jeden Tag anders fühle, die Absicht, warum ich heute Yoga mache, eine andere sein kann als morgen. Heute möchte ich vielleicht verstärkt auf meine Atmung achten, morgen möchte ich mich unter Umständen an eine neue Asana herantasten.
Mit einem Song-Text von Martin Klein möchte ich vorerst meinen Corona-Blogg beenden. Es ist ein sehr schöner, sehr stimmiger Text, ein sehr berührender Song. Die Melodie ist wunderschön. Hör dir den Song auf Martin Kleins-HP oder über Spotify an. Er hat viele weitere berührende Songs, die es wert sind, angehört zu werden.
Das Leben hat’s doch gut mit uns gemeint
Schau, die Hitze hüllt die Stadt
In einen Zaubermantel ein
Ob der Zauber bald vorbei ist
Fällt der Zeitungsfrau nicht ein
„Wer Tauben füttert, füttert Ratten“
Steht da unten auf dem Zaun
Im Kaffeehaus des Vertrauens
Kann man Fußballschlachten schau’n
Schau, die Kinder spielen barfuß
Und keines weint
Das Leben hat’s doch gut mit uns gemeint
Schau, die Alten füttern Enten
Und du hast heut‘ gereimt
Das Leben hat’s doch gut mit uns gemeint
Heut‘ kann man keine Kästen bauen
Oder Zahlen generier’n
Heut‘ kann man in den Himmel schauen
Und dabei was phantasier’n
Heut‘ bekommt man nur das Neue
Und das Alte nicht dazu
Denn das Neue gibt uns Hoffnung
Und das Alte drückt im Schuh
Schau, die Kinder spielen barfuß
Und keines weint
Das Leben hat’s doch gut mit uns gemeint
Schau, die Alten füttern Enten
Und du hast heut‘ gereimt
Das Leben hat’s doch gut mit uns gemeint
Mmh…
Schau, die Kinder spielen barfuß
Und keines weint
Das Leben hat’s doch gut mit uns gemeint
Schau, die Alten füttern Enten
Und du hast heut‘ gereimt
Das Leben hat’s doch gut mit uns gemeint
Quelle: Musixmatch
Ich freu mich dich zu sehen, dich zu umarmen, mit dir Yoga zu praktizieren, zu plaudern und zu lachen bis uns die Tränen kommen 😊
Namaste
Astrid