Sorry, keine Zeit!

Fühlst du dich öfters gestresst? Brauchst du das Gefühl ständig „auf Achse“ zu sein? Ist es „cooler“ zu sagen ich bin im Stress, anstatt: ich habe offene Zeitfenster? Wenn du plötzlich all die Zeit hättest, nach der du dich (vielleicht) sehnst, wie würde sich das anfühlen? Was würdest du mit deiner gewonnenen Zeit anfangen? Was würdest du von all deinen Träumen und Wünschen verwirklichen?

„Spür in dich hinein-Entspannungs-Übung“: Mach es dir am Boden bequem (weicher Teppich, oder Matte auflegen), entspanne deinen Körper, schließe deine Augen. Weiter gibt es nichts zu tun. Liegen, Augen geschlossen halten, Körper (möglichst) entspannen. Atem beobachten. Ist das möglich für dich? Bist du immer wieder versucht deine Augen zu öffnen, oder liegen deine Augen entspannt in den Augenhöhlen? Sind deine „Monkeys im Kopf“ omnipräsent, oder kannst du gut loslassen? Spür in deinen Körper – ist dieser angespannt, oder locker leicht entspannt?
Bleibe 5 Minuten, gerne auch länger in dieser Position, danach bringe wieder sanfte Bewegungen in deinen Körper und komme zurück in deinen Alltag
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Wie fühlst du dich? Von meinem Yoga-Unterricht weiß ich, dass es nicht immer leicht ist, von einer Minute auf die andere in den Entspannungsmodus zu wechseln. Es sagt sich so leicht: „Mach es dir am Rücken bequem, deck dich zu, zieh dir etwas über, entspann dich und lass los“. Loslassen und entspannen, „muss“ im Yoga ebenso geübt werden, wie jede andere körperliche Position (Asana).

Wie sich Stress definiert, ist wohl hinreichend bekannt und in zahlreichen Büchern wunderbar erklärt. Kurz eingehen möchte ich aber dennoch auf den „positiven Stress“ bzw. Eustress. Als Eustress werden diejenigen Stressoren bezeichnet, die den Organismus zwar beanspruchen, sich aber positiv auswirken. Positiver Stress erhöht die Aufmerksamkeit und fördert die maximale Leistungsfähigkeit des Körpers, ohne ihm zu schaden. Wenn du dich z.B. auf ein neues berufliches Projekt vorbereitest, mit „Feuer und Flamme“ dabei bist, oder du dich auf deinen ersten Halbmarathon vorbereitest – und du dafür ausreichend Zeit und Möglichkeiten hast dich vorzubereiten – dann tritt positiver Stress auf. Und dagegen gibt es ja nichts einzuwenden.

Wenn du allerdings das Gefühl hast, du weißt nicht mehr, was du zuerst erledigen sollst, dich müde und erschöpft fühlst, kann es sinnvoll sein, immer wieder Momente der Ruhe in deinen Alltag einzubauen und in diesen Momenten zu erspüren, was ist möglich zu verändern, was von deinen beruflichen oder privaten Aufgaben kannst du an andere Kollegen oder Familienmitglieder delegieren?

In diesen Momenten kannst du dir u.a. folgende Fragen stellen:

  • Brauche ich einen gewissen Stress-Level um mich wohlzufühlen?
  • Möchte ich durch viel Arbeit von mir, einem Problem (beruflich oder privat) ablenken?
  • Brauche ich das Gefühl gebraucht zu werden (ohne mich geht nichts)?
  • Brauche ich es sagen zu können, ich bin im Stress um von anderen Beistand/Mitgefühl zu bekommen?

Nimm WERTFREI war, was immer da hochkommt. Da geht es vorerst nur um eine Bestandsaufnahme dessen was ist. Ohne Wenn und Aber. Es geht darum zu erspüren, was du fühlst, wie es dir mit deiner gegenwärtigen Situation geht und wie du damit zurechtkommst. Ist es positiver Stress? Was möchtest du belassen wie es ist, und wo gibt es Stressfaktoren, die du gerne minimieren, vielleicht sogar ausschalten möchtest?

Gehe einen Schritt weiter und nimm dir für folgende Übung so viel Zeit wie du brauchst:Schließe für ein paar Minuten deine Augen und lass deiner Fantasie freien Lauf. Mal dir die folgenden Bilder so opulent wie möglich aus. Stell dir vor, dir erscheint eine gute Fee, ein überirdisches Wesen mit einem Beutel, prall gefüllt mit Zauberstaub. Dieser Zauberstaub hat, sobald er über deinen Körper rieselt, die Macht, dich augenblicklich von all deinen (lästigen?) „Verpflichtungen“, von all jenen Aufgaben, die dich belasten, dich erschöpfen zu befreien. Gerne nimmst du das Angebot einer „Zauberstaub-Dusche“ an. Wie fühlst du dich am Ende der Dusche? Du hast Zeit gewonnen, was machst du jetzt damit?

Ich frage deshalb so detailliert nach, weil ich beruflich wie persönlich die Erfahrung gemacht habe – auch wenn wir aus welchen Gründen auch immer – unerwartet wieder mehr Zeit zur Verfügung haben, sich nicht wirklich etwas ändert. Selten wird dann tatsächlich etwas von dem umgesetzt, wovon es immer geheißen hat: Wenn ich wieder mehr Zeit habe, wenn sich dieses oder jenes geändert hat …

Wenn du zu der Entscheidung kommst, dass du nichts ändern möchtest, deinen vertrauten Ablauf beibehalten möchtest – sofern andere dadurch nicht zu kurz kommen, im schlimmsten Fall sogar darunter leiden – ist das auch in Ordnung.

Wenn du etwas verändern möchtest, dich nach mehr Freiraum sehnst, lerne – und daran scheitert es oft – um Hilfe zu bitten bzw. diese auch anzunehmen. Leider steht uns nicht allzu oft eine Fee zur Verfügung, die uns unsere Wünsche erfüllt 😉

Ich erlebe es in vielen Gesprächen, ob im Yoga oder im Mentaltraining – speziell auch bei uns Frauen – wir neigen dazu, alles selbst machen zu müssen. Wir Frauen „sind ja stärker, belastbarer, auch multitaskingfähiger als die Männer“ – selbst wenn du das glaubst, ist das noch kein Grund den Partner nicht öfters um Unterstützung zu bitten.

Es zuzulassen, dir von anderen „unter die Arme greifen zu lassen“ (z.B. der Familie, durch prof. Unterstützung) ist oft eine große Herausforderung, aber: „Um Hilfe zu bitten, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Zeichen von Stärke und Klugheit!

Schreibe mir über deine Erfahrungen.

Alles Liebe & Namaste!
Astrid